Anders als die Open-Source-Lösung mittels OpenMPTCPRouter, die ich im letzten Beitrag beschrieben habe, ist Speedify eine kommerzielle Lösung auf Basis eines VPN-Clients. Das Prinzip ist das selbe: zwei Leitungen werden gebündelt, die Daten über einen Endpunkt geleitet und die Geschwindigkeit so verbessert.
Wieder ist das Setup das selbe: eine VDSL-Verbindung mit 250 MBit/s sowie eine 5G-Mobile-Verbindung, ebenfalls Limitiert auf 250 MBit/s. Theoretisch steht eine Brutto-Datenrate von 500 MBit/s downstream und 80 MBit/s upstream zur Verfügung.
Vorausgesetzt, in den Speedify-Einstellungen sind beide Verbindungen als „Primär“ definiert, ansonsten wird die zweite Verbindung nur als Fallback verwendet oder wenn die erste ausgelastet ist – was in meinem Setup nicht korrekt erkannt wird.
Speedify sorgt nicht nur für das Bonding von mehreren Internet-Verbindungen, sondern dient auch als VPN mit dem die eigene IP verschleiert werden kann. Speedify wirbt damit, dass keinerlei Logs angelegt werden oder sonst irgendwie eine Zuordnung von IP-Adressen der Nutzer zu verwendeten IP-Adressen möglich ist.
Ebenfalls verhindert werden soll DNS-Leaking, man kann zwar einen eigenen DNS-Service angeben, dieser wird dann jedoch erst vom Speedify-DNS-Service angefragt – umgangen werden kann er nicht.
Einen Bypass kann man nur für bestimmte Streaming-Dienste einstellen wie Disney+ oder Amazon-Prime Video, die ansonsten mit VPN-Diensten nicht funktionieren.
Will man Speedify mit einer WLAN-Verbindung und einem iPhone nutzen, muss das iPhone per Kabel verbunden sein. Die Option, die Verbindung nur bei Bedarf zu verwenden, darf nicht aktiviert sein:
Was laut Speedify-Webseite auch funktionieren soll: den Client auf einem Raspberry Pi zu installieren und dann im Netzwerk freizugeben. Das habe ich bisher noch nicht ausprobiert, das Setup würde dann eher der Variante mit OpenMPTCPRouter entsprechen. Von der Geschwindigkeit her sind beide Varianten ähnlich schnell.
Bezüglich der Kosten kann man aktuell (04.01.2020) Speedify für gut 1,50 EURO pro Monat bekommen (bei Zahlung für 3 Jahre im Voraus). Der eigene VPS für die komplette Eigenbau-Lösung ist teurer pro Monat. Zusätzliche Hardware wird nicht benötigt, es können fünf Geräte parallel die Speedify-Verbindung nutzen (nur, dass man nicht unbedingt entsprechend viele LTE-Geräte für die Bündelung haben wird).
Persönlich finde ich die Lösung einfacher: keine Probleme mit verschiedenen IP-Adressen, DHCP-Servern im selben Netzwerk etc. – einfach das Handy per USB mit dem Rechner verbinden, den Speedify-Client starten, fertig. Für große Downloads (gerade Spiele erreichen immer größere Datenmengen) ideal, genauso wenn man mal einen Upload machen will, bei dem der Server auf der Gegenseite die Daten entsprechend schnell verarbeiten kann.
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Hallo,
bin durch einen Tipp für OpenMTCP auf deine Seite gestoßen. Habe genau den gleichen Tarif und schon lange die Idee, die Leitungen zu bündeln. Hat aber alles nicht funktioniert. Diese beiden Lösungen hören sich vielversprechend an.
Eine Frage dazu: Hast du bei Speedify auch auf den 4G Router gesetzt oder Tethering? Liest sich eher nach letzterem?
Ja genau, Speedify habe ich nicht unter Linux (bzw. auf dem Router) installiert, das war vor allem zum ausprobieren. Hat aber gut funktioniert (bzw. tut es noch), da die Telekom hier mittels 5G genug Bandbreite liefert. In der Praxis verwende ich das aber nicht, 500 MBit/s braucht man doch nur in den seltensten Fällen. Der doppelte Upload ist da schon eher spannend.
Hi Falk,
vielen Dank für deinen Anleitungen! Aktuell kostet Speedify ca. 4,30 Euro/Monat im 3-Jahres-Paket. Gibt’s dort ein Werbeprogramm, wo ich dich als Referrer angeben kann?
Grüße
Ralf