Hybrid-LTE im Eigenbau für mehr Internet-Speed: OpenMPTCProuter

Die Telekom bietet mit Hybrid-LTE einen Tarif, der einen DSL-Anschluss mit der Datenübertragung über LTE kombiniert. Ich habe mich gefragt, ob man so etwas nicht auch selbst realisieren kann und bin auf das Projekt openmptcprouter gestoßen. Die Idee ist hierbei, mehrere Internet-Verbindungen zu bündeln und die Bandbreite so zu erhöhen.

openmptc schema
OpenMPTCP: Bündelung von mehreren Internet-Verbindungen

In meinem Setup ist eines der Modems durch Tethering meine iPhones an einem Odroid C2 realisiert: dank des MagentaEINS-Plus-Vertrags steht mir hier eine Weitere Verbindung mit 250 Mbit/s zur Verfügung. Im Idealfall sollte sich die Bandbreite verdoppeln lassen, anders als bei reinem Failover wird die zweite Leitung nicht erst benutzt wenn die erste ausfällt, sondern die ganze Zeit verwendet.

In dem Schaubild oben mag der als „VPS“ bezeichnete Server auffallen: dabei handelt es sich um einen „Virtual Private Server“ (alternative ginge auch ein kompletter Root-Server), der die Datenpakete wieder zusammenführt und unter einer gemeinsamen IP-Adresse ins Internet leitet – ist dieser Punkt nicht schnell genug, limitiert hier die Bandbreite. Ich habe mich für einen VServer von Hetzner entschieden, es gehen aber auch andere Anbieter. Auf der Projektwebseite gibt es Scripte, die alle nötigen Einstellungen machen – zu guter Letzt muss auch der Kernel ausgetauscht werden gegen eine Variante mit MPTCP-Support (Multi-Path-TCP), weswegen ich das empfohlene Debian 10 genommen habe.

Hat man alles soweit eingerichtet, sollte der Status im OpenMPTCProuter so aussehen:

openmptc 2
OpenMPTCPRouter mit zwei Internet-Verbindungen. Wichtig ist, die richtigen VPN-Einstellungen zu verwenden.

Um es vorweg zu nehmen: bisher bin ich nicht auf die doppelte Bandbreite gekommen, das maximum waren knapp über 300 Mbit/s (bei leider recht schlechtem Ping):

openmptc 1
Ausgehend von einer Super-Vectoring-Verbindung nur ein geringer Geschwindigkeitszuwachs

Dafür kann es mehrere Gründe geben, mein Setup zum Testen hatte mehrere Punkte an denen Geschwindigkeit verloren gehen kann:

  1. Tethering-Verbindung zwischen Smartphone (iPhone 12 Pro) und Odroid-C2 (was in meinem Setup den „LTE-Router“ ersetzt)
  2. Verbindungs-Geschwindigkeit des Handys (gerade der Upload via 5G bleibt in den meisten Fällen bei 10 Mbit/s statt der im Tarif möglichen 40 Mbit/s)
  3. WLAN-Verbindung zwischen LTE-Router und Router mit OpenMPTCProuter-Installation
  4. LAN-Verbindung zwischen OpenMPTCP-Router und Fritz!Box (die 2. Internet-Verbindung im Setup)
  5. Geschwindigkeit des VPS von Hetzner (das zusammenfügen der Pakete benötigt einiges an Rechenleistung, an meinem Ende habe ich das Problem mit einem Pentium G4650 und 8 GB RAM gelöst)
  6. Die Tatsache, dass ich die Geschwindigkeitstest von einer virtuellen Maschine aus gestartet habe und zwei Netze parallel betrieben habe

In einem „sauberen“ Setup würde man die Überschneidungen im Netzwerk vermeiden, und weniger WLAN-Verbindungen verwenden. Mit einem LTE-Router und einer 2. SIM-Karte wäre es einfacher zu realisieren, vielleicht mache ich den Aufwand dafür noch einmal, wenn dieser Beitrag auf genug Interesse stößt.

Die Idee hinter diesem Setup wäre, für Fälle wo man mal mehr Bandbreite benötigt (Steam-Updates, sonstige größere Downloads) die im heimischen WLAN ansonsten brachliegende Bandbreite des Handys zu nutzen – was in Ansätzen tatsächlich funktioniert, aber noch lange nicht das gewünschte Ergebnis liefert. Grundsätzlich ist es aber ein spannender Ansatz, den ich weiter Verfolgen werde. Wenn jemand der hier mitliest schon Erfahrung mit einem solchen Setup sammeln konnte würde mich über einen Kommentar freuen!

openmptc 3
Sowohl WAN1 (VDSL) als auch WAN2 (Tethering zum iPhone 12 mit 5G) werden verwendet

Update: bessere Performance mit TP-Link MR600 LTE-Router

Nachdem ich schon die Vermutung hatte, dass eine LTE-Verbindung via Tethering nicht das Optimum darstellt, habe ich kurzerhand eine Daten-SIM sowie einen TP-Link MR600 LTE-Router bestellt. Letzterer unterstützt LTE-Verbindungen mit maximal 300 Mbit/s downstream und 50 Mbit/s upstream und kann damit die zur Verfügung stehenden 250/40 Mbit/s voll auslasten. Wieder eingebunden als WAN habe ich zumindest in Speedtests deutlich bessere Werte bekommen:

openmptc 5
Speedtest mit 2x 250 Mbit/s gebündelt via OpenMPTCProuter.

Um diese Bandbreite zu erreichen war dann jedoch schon erheblicher Aufwand nötig:

  1. Daten-SIM mit 250 Mbit/s für 10,- Euro im Monat im Rahmen des MagentaEINS Plus Vertrags
  2. TP-Link MR600 um die LTE-Bandbreite voll ausnutzen zu können ([amazon fields=“B07RS7HM59″ value=“price“])
  3. Fritz!Box 7590 (oder ein anderes Super-Vectoring fähiges Modem)
  4. PC mit Pentium G4560, 8 GB RAM, mit Gigabit-LAN
  5. Gigabit-LAN-Switch um das ganze miteinander zu verbinden

Dazu kommt der Aufwand, die zusätzlichen Geräte im Netzwerk so zu integrierten, dass am Ende nicht drei DHCP-Server um die Clients konkurrieren – einfacher wäre es vermutlich, wenn man die Steuerung des Netzwerks komplett über den OpenMPTCPRouter laufen lassen würde. Was mir jetzt tatsächlich fehlt ist der passende Anwendungszweck für diese Bandbreite.

Eine alternative zu dieser kompletten Selbstbau-Lösung ist das Tool „Speedify“, welches gegen geringe Gebühr (zumindest aktuell) eine einfache Konfiguration erlaubt und ähnliche Verbindungsgeschwindigkeiten erreicht.

2 Gedanken zu "Hybrid-LTE im Eigenbau für mehr Internet-Speed: OpenMPTCProuter".

  1. Pingback: Hybrid-LTE im Eigenbau für mehr Internet-Speed: Speedify - tech-blogger.net

  2. Hey ich habe sowas mit einem Rutx12 geplant macht das überhaupt sinn für mich? ich dachte es so setze es so auf das in den LTE Router (RUTX12) mobil nutzen kann.
    also unterwegs aber da kann ich keine schnellere Verbindung erreichen oder?

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